Michael,
Ich kann mich Deiner Schlußfolgerung, dass die ganzen "Raubgräbergeschichten" nicht so schlimm sein können, beim besten Willen nicht anschließen. Ich könnte Dir reihenweise Raubgräbergeschichten aus der Presse zitieren, wo man halbprofessionnelle Raubgräber mit Metalldetektoren festgenommen und verurteilt hat (z.B. wo drei von ihnen suchen und der vierte Schmiere steht). Dann gibt es auch die ganz alltäglichen Fälle von illegalem Suchen (auch Raubgräberei!), wie sie hunderttausendfach stattfinden.
Hier ein solches Beispiel von vor knapp drei Wochen: Ein Kollege hat auf einem eingetragenen Bodendenkmal eine etwa 50 jährige Dame mit Detektor, offensichtlich eine totale Anfängerin, angesprochen:
1. sie hatte keine Suchgenehmigung
2. die vom Kollegen angesprochenen Belange der Bodendenkmalpflege interessierten sie einen Dreck
3. sie versuchte sich mit der uralten Ausrede herauszuziehen, dass sie nicht tief graben würde (max. 30 cm)
4. sie versuchte das Sammeln von archäologischen Artefakten zu banalisieren indem sie vorgab, selber eine Sammlung mit ägyptischen archäologischen Gegenständen zu besitzen
5. sie berief sich auf einen anderen Sammler von archäologischen Gegenständen (was sie nicht wusste, ist dass mein Kollege mit diesem Sammler bereits dicken Zoff hatte)
6. Die Dame ließ sich trotz der Belehrung durch meinen Kollegen von ihrem Vorhaben nicht abhalten und suchte, ein wenig irritiert, weiter.
Sie gab dem Kollegen allerdings ihre Identität/Beruf/Adresse und Arbeitsort an.
Anhand des Detektors und der mitgeführten ganz speziellen Schaufel kann ich mir schon denken, bei welchem "Gangster" sie das Equipment gekauft hat.
Hier liegt das eigentliche Hauptproblem:
Der freie Verkauf von Metalldetektoren. Entweder klärt der Händler seine Klientel nicht über die rechtlichen Aspekte der Detektorsuche auf oder er belügt sie. Und wir Archäologen müssen uns dann mit solchen Schatzsuchern und "Hobbyarchäologen" herumplagen, welche mit der falschen Vorstellung herumlaufen, das Sammeln von Gegenständen (Bodenfunden) sei "Archäologie" oder helfe der Archäologie. Deshalb fordere ich weiterhin mit Nachdruck eine Einschränkung des Verkaufs von MD.
Auch wenn die doofe Nuss im angeführten Beispiel zwar nicht zu der Kategorie der bösartigen Raubgräber anzusiedeln ist und der von ihr angerichtete Schaden eher begrenzt sein wird, so zeigt das Beispiel doch einmal mehr die allgemeine Schädlichkeit des Hobbys auf, gemäß dem Motto: "Kleinvieh macht auch Mist". Und solches Kleinvieh gibt es zu Zehntausenden in der BRD und Hunderttausenden in Europa.
Mit besten Grüßen,
André