vtmue hat geschrieben:... kann ich sogar ein konkretes Beispiel zitieren. Er bekam einst Besuch, der ihm eine Kiste Metallgegenstaende hinstellte. Die Erklaerung dazu war, man haette sich fuer den Freizeitvertreib einen Metalldetektor gekauft und haette sich mittlerweile gedacht, dass "das Zeug vielleicht fuer's Museum interessant sei". Wann wie wo die einzelnen Gegenstaende geborgen wurden, war vergessen.
Ich kann es gut nachempfinden, wenn einem Archaeologen bzw. Denkmalpfleger bei so einem Fall die Hutschnur platzt.
Es ist genau das von dir angeführte Beispiel, das typisch ist für's Sondengehen ohne jegliche Kontrolle und Ausbildung. Archäologische Gegenstände werden von Hobby- oder Freizeitsuchern undokumentiert der Erde entnommen und verlieren aufgrund der fehlenden oder total ungenauen Fundortangaben jeglichen wissenschaftlichen Wert, wenn sie denn überhaupt gemeldet werden. Deshalb kann und darf es nicht angehen, dass weiterhin Metalllsuchgeräte frei verkauft werden oder dass über Schatzsucherzeitschriften Werbung für eine grundsätzlich denkmalschädigende Aktivität gemacht wird und sogar die Jugend zum Suchhobby ge-(ver-)führt wird.
Da hilft auch kein gesetzlich vorgeschrieber Handzettel in der Detektorverpackung, dass die geltenden Gesetze einzuhalten sind! Das Beispiel Frankreich hat gezeigt, dass die Sondler den Papierwisch nicht zur Kenntnis nehmen und lieber auf die irreführenden und verlogenen Aussagen ihrers "Detektorfachverkäufers" oder ihres Magazins hören.
vtmue hat geschrieben:... Keine Frage. Einem Sondengaenger mit mehr als drei Gehirnzellen wird es aehnlich gehen, sind es doch die fahrlaessigen (neben den kriminellen) Sondengaenger(n) die durch ihr Verhalten die ganze Gruppe in Misskredit bringen.
Zitat E. Laufer :
...dennoch ist [...] der Einstieg in die Illegalität schneller vollzogen, als es seitens vieler selbsternannter Forscher gern gehört wird
vtmue hat geschrieben:...
Aber, das frage ich Dich Archeos, von dem ich annehme dass Du Autofahrer bist: was empfindest Du, wenn Du Statistiken ueber Verkehrstote liest? Wie wuerdest Du empfinden, wenn die Gruppe der Radfahrer das Autofahren verbieten wollte, da dieses doch jaehrlich Tausende das Leben kostet? Wie wuerdest Du empfinden, wenn Dich die Partei der Fussgaenger diskriminieren wuerde und deren rechter Fluegel den Besitz, Handel und die Nutzung von Automobilen verbieten wollte?.
Die Fragen habe ich mir schon oft gestellt! Der Preis/Tribut, den wir der individuellen Mobilität zahlen müssen, ist viel zu hoch! Wer steckt denn dahinter: Die Automobilindustrie mit ihrer Lobby, welcher sich die Politiker nicht entziehen können. Grund: Für jede Einschränkung antwortet die Automobillobby mit dem drohenden Verlust von Arbeitsplätzen. Arbeitslosigkeit ist bekanntlich ein Thema, das wahlentscheidend ist
PS: An die Adresse der Fahrradlobby: wenn Autofahrer pro gefahrenen Kilometer so viele Verstösse gegen die Strassenverkehrsordnung begehen würden wie die Fahrradfahrer, dann wären es ein paar tausend Tote mehr im Strassenverkehr.
vtmue hat geschrieben:...Wir leben in einer Demokratie. Ein kluger Mensch hat einmal gesagt, dass das nicht die beste Staatsform ist, aber die beste die wir kennen. Demokratie bedeutet im Alltag oft einen Kompromiss zwischen den Belangen der [ich uebertreibe] "dummen Masse" und denen einer kleinen, hoch gebildeten Elite.
Treffende Formulierung.
vtmue hat geschrieben: In der angesprochenen Masse gibt es aber noch eine heterogene Gruppe, deren Mitglieder einen persoenlichen Anspruch erheben, ebenfalls nach Relikten forschen zu duerfen.
Das Recht auf Forschen ist im deutschen Grundgesetz verankert, was auch gut so ist. Der Haken an der Sache ist, dass das Sondengehen/Schatzsuche in den meisten Fällen ein Zeitvertreib, eine Freizeitbeschäftigung, ein Sammlen von Gegenständen, die Freude des Findens ist.
Sammeln von antiken/alten Gegenständen ist lange noch nicht gleichbedeutend mit Forschung!
vtmue hat geschrieben: An dieser Stelle hat die "Elite" in einer Demokratie zwei Probleme:
1. Ist die genannte heterogene Gruppe zahlenmaessig stark, und der Rest der Bevoelkerung indifferent, so folgt aus unserer Staatsform, dass die Interessen der (waehlenden) Bevoelkerung die Expertenmeinung ueberstimmen.
Weshalb wohl versucht die Detektorlobby (Händler) die Zahl der Sondengänger noch oben zu drücken? Ostler hat, wenn ich nicht irre, vor über 20 Jahren von 300.000 Personen gesprochen. Antwort: Weil das Sondengehen, trotz seiner 20.000 - 40.000 Sondler in der BRD eine kleine marginale, schlecht organisierte Gruppe darstellt.
vtmue hat geschrieben:
... Den zweiten Punkt nenne ich, um auf den Weg zu verweisen, der einen gangbaren Kompromiss bedeutet. Wenn ein Sondengaenger nicht an Orten sucht, an dem bekannte oder zu erwartende Bodendenkmaeler vorkommen - durch deren Stoerung er das oeffentliche Interesse auf Bearbeitung durch eigens dafuer bestellte Experten verletzen wuerde - sondern sich stattdessen darum bemueht, durch dokumentierte Meldung seiner Funde an anderen Orten Informationen vor der Vernichtung zu retten, der Bearbeitung durch Experten zuzufuehren und so dem Gemeinwohl zu dienen, so vermag ich beim besten Willen nicht zu erkennen, was an seinem Handeln nicht legal sein sollte.
Ist ja legal, wenn der Sondler die notwendige Genehmigung hat, die notwendige Ausbildung genossen hat und die notwendige Betreuung erfährt.
vtmue hat geschrieben:Ich wuerde auch spekulieren, dass solange sich "gemaessigte" Archaeologen/Denkmalpfleger aus Angst, als "Nestbeschmutzer" beschimpft zu werden, nicht trauen, im eigenen Kreis fuer eine pragmatische und der Sache dienende Zusammenarbeit zu werben, durch die falsche und feige Solidaritaet im eigenen Kreise nicht zuletzt provoziert wird, dass auch "das andere Lager" seine Fronten verhaertet und eher interne Solidaritaet mit jenen uebt, die sich eigentlich durch ihr Verhalten fuer den guten Kompromiss ueber die Lagergrenzen hinweg disqualifizieren.
Man kann das auch andersrum sehen: immer noch, auch auf diesem Forum, gibt es Leute, die einen völlig illegal handelnden Sondengänger (Raubgräber) der Polizei nicht melden. Sie sprechen von Anschiss, Denunzierung ... Diese falsche Solidarität mit unverbesserlichen Denkmalschändern ist es, was die Archäologen der Sondengängerei allgemein vorwerfen.
Und weil Sondengänger in der Regel keine Artgenossen"anschmieren", so müssen es die Archäologen tun: am Samstag habe ich drei Sondengänger im Tarnlook von der Polizei überprüfen lassen. Resultat: sie sind dem Museum zwar bekannt, waren aber ohne jegliche Genehmigung unterwegs und melden nur wenn es ihnen passt. Einen von ihnen hat Eckhard Laufer live kennen gelernt, und zwar auf dem Römervicus von Dalheim (damals auch schon ohne Genehmigung)!
André